Jakob Sonntag

Jakob Sonntag (1902-1991)

– Leben und Werk

Jakob Sonntag
Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Am 28. Januar des Jahres 1991 verstarb der in Brühl und Umgebung bekannte und geschätzte Heimatkundler Jakob Sonntag drei Tage vor Vollendung seines 89. Lebensjahres.

Ganzen Generationen von Brühler Bürgerinnen und Bürgern wird er durch seine allmonatlichen ‚heimatkundlichen Plaudereien‘ über seine Heimatstadt Brühl, deren Geschichte, Geschichten und auch deren Einwohner noch in bester Erinnerung sein, war er doch auch im Bezug auf die Heimatkunde – wie so oft in seinem Leben – ein Mann der ersten Stunde.

„Geboren am 1.2.1902 im Elternhaus an der Uhlstraße, wo die Eltern seit 1899 ein Schuhgeschäft mit Reparaturwerkstätte betrieben, wuchs ich als zweitältestes von sechs Kindern im Schatten des ehemaligen Franziskanerklosters und der Klosterkirche schon als Kleinkind in die Geschichte Brühls hinein.“

Treffender, als mit diesen Auszug aus einer, von ihm selber verfassten, kurzen Biographie, könnte man diesen Urbrühler nicht beschrieben und charakterisiert haben!

Seine tiefe Verwurzelung mit Familie, Arbeit, Kirche, Heimatstadt und Geschichte, all dies kommt hier zum Ausdruck, all dies hat sein Leben und Wirken beeinflusst und ist noch heute in seinen Werken wie zum Beispiel dem Kreiscaritasverband mit all seinen Einrichtungen in unserer Heimat zu spüren.

Zeitlebens war er stets um das Wohl seiner Mitmenschen bedacht, sei es im kleinen (oder doch nicht so kleinen) Kreis der Familie, im Beruf als Kreisjugendamtleiter, als Mitglied und langjähriger Vorsitzender des Pfarrgeimeinderates seiner Heimatpfarrei St. Margareta, oder auch als Gründer und Vorstandsmitglied sowohl des Caritasverbandes für den (damaligen) Landkreis Köln, wie auch (nach der Gebietsreform in den 70’er Jahren) dann für den Caritasverband im Erftkreis. Noch oft kommt mir einer seiner Lebensgrundsätze in den Sinn, den er seinen Enkeln immer wieder ans Herz legte:

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ – Ich kenne kaum einen Menschen, der diesen Grundsatz so lebte wie er.

Geburtshaus von Jakob Sonntag in der Uhlstraße
Jakob Sonntag vor dem elterlichen Schuhgeschäft (2.v.r.) Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Dabei verlief sein Lebensweg durchaus nicht ruhig und in fest geplanten Bahnen. So mußte er schon früh seinen Berufswunsch, nämlich Volksschullehrer, aufgeben, da der 1914 einsetzende 1. Weltkrieg das schon fest geplante Studium in Euskirchen und später dann am Lehrereminar in Brühl unmöglich machte: Vater und Onkel mußten als Soldaten ins Feld und so kam denn alles anders.

Nach der Schulentlassung besuchte er zunächst ‚zur Überbrückung‘ eine private höhere Handelsschle in Köln, nach deren Abschluß er als Lehrling (heute würde man ‚Azubi‘ sagen) in die Stadtverwaltung Brühl eintrat. Hier besuchte er dann nach Krieg und Zusammenbruch Deutschlands die Verwaltungsschule und -akademie in Köln.

Im Jahre 1926 trat Jakob Sonntag in die Kreisverwaltung ein, um hier das Jugendamt aufzubauen und später dann zu leiten (dies war durch das Jugendwohfahrtsgesetz von 1922 notwendig geworden). In der ‚braunen Zeit‘ kam es dann aufgrund seiner großen Aktivitäten in kirchlichen Bereich (u.A. Mitgliedschaft und Arbeit im katholischen Gesellenverein heute Kolpingsfamilie) und in der ‚Marianischen Bruderschaft‘) zu Konflikten mit der Partei, was 1939 zunächst zu seiner Abordnung in die ‚besetzten polnischen Gebiete‘ und dann 1941 (im Alter von fast 40 Jahren!) zur ‚bevorzugten‘ Einberufung an die Ostfront führte, wo er am 16.3.’44 schwer verwundet wurde.

Aber auch dieser Schicksalsschlag in Form einer Unterschenkelamputation konnte weder seinen Lebensgeist, noch sein Engagement für seine Mitmenschen bremsen! Auch nach dem Krieg stand er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 1.12.1965 als Leiter dem Jugendamt des Landkreises Köln vor. Besondere Energie wandte er hier u.a. dem Erwerb der noch heute bekannten, und bei Schülern und Lehrern beliebten Burg Dattenberg und dem Bau des (inzwischen schon wieder abgerissenen) Kinderheimes in Brühl zu.

Einen Teil seiner Energie schöpfte er dabei aus seiner Familie: Von 1928 bis zu ihrem Tod im Jahr 1981 war er verheiratet mit Elisabeth Vorrenhagen. Seine Frau, seine beiden Kinder sowie acht Enkelkinder gaben ihm bis zuletzt die Geborgenheit und Zuwendung, die sie ihm Zeitlebens verdanken konnten.

Elisabeth und Jakob Sonntag
Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Seine Verbundenheit zu Presse und Zeitungen nahm schon früh ihren Lauf: am 1.12.1923 wurde in der ‚Preußischen Verwaltungs- und Finanzzeitung in Köln‘ sein erstes Werk veröffentlich. Damals war sein Thema jedoch noch nicht die Heimatkunde; der Artikel lautete: „Das Beamtenrecht im Allgemeinen – von Verwaltungsanwärter Jakob Sonntag“ bis zum zweiten Weltkrieg wurden dann regelmäßig Beiträge von ihm in den verschiedenen in und um Köln erscheinenden Tageszeitungen zum Thema „Aus dem Jugendrecht“ veröffentlicht.

Der Einstieg als heimatkundlicher Redakteur kam dann nach dem Krieg, als er – auf Anregung des damaligen Herausgebers der Kölnischen Rundschau, Dr. Reinhold Heinen, als Mitarbeiter für seine Zeitung gewonnen wurde. Hier war der Aufsatz „Erträumte Zukunft Brühls“ am 27.8.1949 seine erste Publikation, der weit über tausend Veröffentlichungen folgen sollten.

Aber auch bei Kirchenzeitung und verschiedenen Heimatkalendern war er ein gerngelesener Autor. Den Brühler Heimatblättern, die er zusammen mit seinem allzufrüh verstorbenen Schulfreund Peter Zilliken am 1.1.1951 ins Leben rief, stand er jahrzehntelang als Schriftleiter vor und war auch als Autor und Chronist vertreten. Bis zu seinem Tode war er – unterstützt durch seinen Enkel Bernhard Münch – fester Mitarbeiter des „Brühler Bilderbogen“, einer allmonatlich erscheinenden Zeitschrift für Brühl und Umgebung.

Jakob Sonntag: Brühl - Geschichte und Geschichten
Titel des Buches Brühl – Geschichte und Geschichten von Jakob Sonntag – Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Den Zugang zur Heimatkunde fand er als Schüler der in ehemaigen Franziskanerkloster ansässigen ‚Seminarübungsschule‘ sehr früh und beinahe zwangsläufig, wohnte er doch zudem im Herzen der Stadt und fand in seinen beiden Freunden Peter Kirsch und Peter Zilliken Gleichgesinnte, die ihn bei seiner Forschung nach Brühler Geschichte und Geschichtszeugnissen tatkräftig unterstützten.

Im Gegensatz zu anderen, verstand er sich jedoch zeitlebens nicht als wissenschaftlicher Heimatforscher, bezeichnete er sich selber doch stets als „Heimatkundler“ und seine Veröffentlichungen trugen meist den Untertitel: „heimatkundliche Plauderei von Jakob Sonntag“. Er bemühte sich, seine Geschichts- und Geschichtenkenntnisse in einer für jedermann verständlichen und interessanten Art und Weise zu Papier zu bringen.

Von dem Erfolg dieser, seiner Art der Geschichtsbildung zeugen nicht nur die unzähligen Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt noch regelmäßig im ‚Brühler Bilderbogen‘, auch seine beiden Bücher: „Brühl, Geschichte und Geschichten“ und sein „Altbrühler Bilderbuch“ beweisen dies: sie sind längst vergriffen.

Jakob Sonntag: Altbrühler Bilderbuch
Titel des Altbrühler Bilderbuches von Jakob Sonntag – Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

In der Hoffnung, die Arbeit meines Großvaters, dem ich in den letzten beiden Jahren bei der Erarbeitung und Erstellung seiner Veröffentlichungen schon behilflich war, fortsetzen zu können, damit sein (fast) unerschöpfliches Archiv über unsere Heimatstadt nicht verfällt, habe ich nach seinem Tod mit Berichten anhand seines Archivs versucht, ‚in seine Fußstapfen zu treten‘. Mit Sicherheit hat sich die Art und Weise der ‚Historischen Berichterstattung‘ seitdem ein wenig geändert; kopiere will und kann ich meinen Großvater nicht, mich an seinem Vorbild zu orientieren, bin ich jedoch bemüht. Wie und ob dies gelungen ist und in Zukunft gelingen wird, das müssen allein meine Leserinnen und Leser beurteilen.

So werde ich auch zukünftig aus der Historie meiner Heimatstadt berichten: anhand des Archivs meines Großvaters aber stets auch mit dem nötigen Bezug zur Gegenwart. Denn eben dieses Gegenwart zu gestalten gehört ja zu den wichtigsten Aufgaben einer Gesellschaft.

Am Schluß dieses Rückblickes noch ein ganz persönlicher Wunsch: Ich würde mich freuen, wenn durch diese Berichte auch die Erinnerung an meinen Großvater Jakob Sonntag in seiner Heimatstadt lebendig bleiben würde!

Besonders erfreut bin ich darüber, daß ich – gemeinsam mit Marlies Fey-Bursch – im Jahr 1996 ein Buch mit dem Titel „Brühl in alten Ansichten“ fertigstellen konnte, sodaß nunmehr schon drei Bücher dem Archiv meines Großvaters Jakob Sonntag entsprungen sind.

Meine aktuellen Berichte können Sie übrigens auch im Internet finden. Inzwischen mit neuem Herausgeber, ist der Brühler Bilderbogen in Brühl als DAS Kulturmagazin etabliert und geschätzt. Schauen Sie auch online einfach einmal vorbei:

www.inbruehl.com oder www.bilderbogen.net … .. .